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Weltweit
Teslin und
Yukon (Kanada)
Russian River (USA)
Rogue River (USA)
Halong Bucht (Vietnam)
Mae Taeng (Thailand)
Five Finger und andere Rapids
Das weisse Wasser
White ist dieser Zufluss zwar nicht, ich würde eher sagen hellgrau. Täglich soll er 300 Tonnen Sedimente mit sich führen, insbesondere eine weisse Aschenschicht von einem Vulkanausbruch. Mit diesem Zufluss reduziert sich die Sicht im Wasser auf einen Zentimeter. Und zugleich nimmt die Strömung zu. Der Yukon verbreitert sein Bett auf über drei Kilometer. Wir rauschen dahin, paddeln so gut es geht um all die Untiefen herum. Bis zur Stewart Insel ist dies problemlos. Doch da, beim Zufluss des Stewart Rivers müssen sich die Sandbänke in den letzten Jahren markant verschoben haben. Wir wollen möglichst Nahe bei der Insel vorbeipaddeln, in der Mitte des Flusses hat es unentwegt Bäume und kleine Inseln. Wir merken, wie unsere Fahrrinne immer kleiner wird. Doch am Ufer liegen auch Bäume im Wasser, zudem ist die Strömung sehr stark. Ein Zwischenstop einzulegen wäre zwar äusserst sinnvoll, jedoch fast unmöglich und auch gefährlich. Dort, wo auf der Karte ein offener Kanal eingezeichnet ist, türmt sich ein ganzer Wald auf und versperrt uns den Weg. Wir finden im letzten Moment einen Kanal, durch den wir dem offenen Gewässer entgegenpaddeln. Doch auch hier wird das Wasser immer flacher. Die Paddel können wir nur noch halb eintauchen bis zur Grundberührung. Nach diesem anstrengenden Abschnitt wollen wir auf der nächsten Insel eine Rast machen. Kurz vor der Insel werden wir von einer grossen Möwe angegriffen. Immer wieder stürzt sie sich auf uns, und wir brauchen unsere Paddel plötzlich mehr zur Fliegerabwehr. Wir werden abgetrieben und sind wir aus der Gefahrenzone der Möwe heraus. Auf den nächsten 40 Kilometer sehen wir nie gleichzeitig beide Ufer. Wenn die Strömung stark in eine Richtung geht, und die Karte keinen Einwand hat, lassen wir uns dahin treiben. So kommen wir an diesem Tag ohne weitere Schwierigkeiten bis nach „Oglivie Island“, wo wir auf einer kleinen Insel unser Camp aufschlagen können.
Die älteste weisse Siedlung des Yukons
Fort Selkirk hat einen Zeltplatz und wird von den Selkirk First Nation betreut. Wir beschliessen, einen Ruhetag einzulegen. Wir schauen uns die Häuser der Siedlung an: Schule, Laden, Kirche, Garage und viele Cabins. Im Sommer sieht das ganz schön aus, doch bei -40°C war früher wohl frieren angesagt trotz der Heizung. Alles ist zwischen 1892 und 1940 gebaut. Nach 1955 wurde der Ort fast aufgegeben, da der Schiffsverkehr auf dem Yukon eingestellt wurde und der Klondike Highway weit weg ist. Trotzdem wurde er erhalten und seit einigen Jahren wird er aktiv renoviert und teilweise wieder aufgebaut. Die Selkirk First Nation sind aktiv auf dem Gelände. Auf den ersten Moment mag dies erstaunen, doch dieser Ort war schon in Vorweisser-Zeit ein Handelplatz zwischen den verschiedenen Völkern. Aufgrund von Ausgrabungen muss man davon ausgehen, dass dieser Platz schon seit über 1000 Jahren bewohnt wird. Am Nachmittag wandern wir zum Mount Victoria. Angeblich sind es 3,5 Kilometer. Es sind aber eher Meilen. Man gibt uns den Rat, laut durch den Wald zu laufen, da in diesem Jahr schon Grizlies und Schwarzbären ins Fort eingedrungen sind. Der Kochtopf wird umfunktioniert und laut scheppernd geht es dem Weg entlang. Dadurch sehen wir gar keine Tiere mehr. Der Wald ist überraschend abwechslungsreich, je nach Humus- oder Moosschicht wachsen Fichten, Birken oder Weiden. Am Fuss des Mount Victoria hört der Weg auf. Ich klettere durch einen quer verlaufenen Spalt auf die erste Anhöhe und mache Fotos nach beiden Seiten. Auf dem Rückweg sammeln wir viele Birkenpilze, unser Nachtessen ist heute besonders abwechslungsreich.
Der Fluss wird
zum Strom
Wir nehmen Abschied von
Fort Selkirk und den Indianern und
paddeln die nächsten 20 Kilometer dem
„High Basalt Wall“ entlang. Diese rote
Felswand sieht vor allem am Morgen schön
aus. Danach kommen immer mehr Inseln,
wobei nicht jede als solche erkennbar
ist. Das Lesen der Karte wird immer
schwieriger, auch weil man oft kein Ufer
sieht. Ein Bär läuft zum Ufer hinunter,
als er uns sieht, ändert er die Richtung
um wieder den Hang hinaufzulaufen. Der
Yukon führt nun durch ein Gebirge.
Trotzdem hat es manchmal starke
Windböen, das Wetter ist weiterhin schön
und die nächste Gewitterwolke meilenweit
entfernt. Wir halten an diesem Abend auf
einer Sandinsel. Sie ist nur spärlich
bewachsen, vor kurzem war sie noch ganz
überflutet. Doch wir können da ein Lager
aufbauen und mit dem vielen Treibholz
lässt sich vorzüglich ein Feuer machen.
Am morgen brechen wir nach einem
kräftigen Frühstück auf und lassen uns
treiben. Die Sonne brennt, wieder einige
Sandbänke zum ausweichen und viele
Inseln. Jeden Tag weiter, und je mehr
Wasser der Yukon mit sich führt, desto
schneller fliesst er. Nach 45 Kilometer
kommen nochmals seichte Stellen, wir
müssen vom linken Ufer fast ans rechte
wechseln, aber nicht zu Nah ans Ufer, da
gibt’s ebenfalls eine Untiefe. Die Bäume
im Wasser nehmen einem die Ungewissheit
ab, wo man besser nicht durchfährt. Bei
der Twin Bar ist zuvorderst auf der
Insel ein Schild angebracht. Campground
– keep right. Und das machen wir auch.
Die Strömung will uns zwar oft nach
links abtreiben lassen, doch mit
beherztem Paddeln fahren wir nun an
allen Inseln rechts vorbei. Wir sehen
Fahnen im Wind und landen direkt davor.
Hier wohnt die Familie Taylor in fünfter
Generation und betreibt einen Zeltplatz.
Er ist zwar sehr einfach eingerichtet
mit PCs und Tischen, doch dafür werden
wir diese Nacht von vier Hunden bewacht.
Es wird auch ein Abendessen angeboten.
Wir entscheiden uns für „King Salmon“
mit Kartoffen und Salat (aus dem eigenen
Garten).
Jeder Tag haben wir blauen Himmel. Wir frühstücken und diskutieren mit einer Kanufahrerin über den Yukon und die Five Finger Rapids. Sie erklärt, dass man kurz vorher am rechten Ufer anhalten und das ganze von oben locker anschauen kann. So paddeln von Carmarcks weg. Der Yukon schlängelt sich in den nächsten Kilometer vor sich hin, nach etwa sieben Kilometer sind wir wieder einen Kilometer Luftlinie vom Zeltplatz entfernt. Angeblich soll man die Five Finger Rapids schon von weitem hören, doch effektiv wird das Wasser immer unruhiger mit einigen grossen Steinen darin. In einer Linskurve sieht man plötzlich die grossen Felsen, welche völlig untypisch mitten im Fluss stehen. Und erst hier hört man das Rauschen. Man muss den ganz rechten Durchgang benutzen, doch effektiv sieht man nur zwei Durchgänge. Von fünf Fingern kann keine Rede sein. An der rechten Flussseite hat es einige Anlegemöglichkeiten. Die sind zwar nicht kinderleicht, doch nach mehren Tagen auf dem Fluss sollte es kein Problem sein. Die Böschung hochkrabbeln erreichen wir einen schönen Trampelpfad der über die Stromschnelle führt. Es ist tatsächlich mehr als ein Felsen, von oben sieht das nochmals anders aus. So können wir bei allerschönstem Wetter dieses Hindernis von verschiedenen Seiten betrachten. Wir beratschlagen, wie wir durch die Rapids fahren wollen. Zurück beim Boot gibt es nochmals eine Stärkung und dann legen wir ab. Die Rapids sind leicht, wir fahren direkt in die Zunge. Immer paddeln, doch nachher kommen einige starke stehende Wellen. Es spritzt, Wasser kommt ins Boot und es legt sich leicht quer. Mit vereinten Kräften richten wir es wieder und sind durch. Wir lassen uns weitertreiben in der weiterhin starken Strömung. Bereits 8 Kilometer später kommen die Rink Rapids. Immer ganz rechts bleiben, lautet die Devise. Man sieht lange nur die vielen Steine im Wasser, erst am Schluss sehen wir den relativ harmlosen Durchgang. Wir haben jetzt aber starken Gegenwind, welcher zusätzlich Wellen hervorruft. So ist diese Passage für uns schwieriger zu befahren als die vielbeschworenen fünf Finger. Nach einigen Kilometer werden auch diese Wellen wieder schwächer. Es ist ein Gewirr von Inseln zu durchfahren, zuerst ganz rechts und dann ab durch die Mitte. Einige Untiefen sind allerdings nicht sichtbar, und ob das Ufer wirklich das übliche Ufer ist sei dahingestellt. Wir legen bei Yukon Crossing an, wo wir ein schönes Camp vorfinden. Auf einigen Karten ist eine Strasse hierhin eingezeichnet, doch solche Karten sind veraltet (aber in Europa immer noch im Handel). Dieses Camp ist nur von Bäumen umgeben, seit mindestens 20 Jahren hat es im Sommer kein Motorfahrzeug mehr gesehen. Auch am nächsten Tag scheint die Sonne erbarmungslos. Immer wieder wechseln wir die Uferseite, um den Inseln auszuweichen. Der Wald hat nun des öfters Brandflächen, welche letztes Jahr entstanden sind. Das ist zwar nicht immer einfach zu akzeptieren, doch ist es wohl der Lauf der Natur. Hier werden Waldbrände nicht bekämpft, einzig Siedlungen werden gezielt geschützt. So gibt es keinen „Jahrhundertwaldbrand“, dafür fackelt alle paar Jahre wieder ein Teil ab. Es gibt nur eine geringe wirtschaftliche Nutzung, dafür hat es im Folgejahr hunderte von Pilzsammlern in diesen Gebieten, welche Morcheln sammeln. Entlang des Flusses verläuft der Klondike Highway. Es hat etwas Verkehr, doch die Strasse sieht man selten. Die Sandböschungen werden seltener, dafür hat es Felswände. Interessanterweise sind die Felsen in den verschiedensten Farbnuancen, von weiss über rot, gelb, violett bis nach schwarz gibt es alles zu bewundern. Kurz nach Minto sitzt ein Weisskopfseeadler auf einer Fichte und schaut uns zu. Ein Motorboot kommt uns entgegen und wirft einige Wellen, doch da der Fluss nun mindestens 300 Meter breit ist, kann man gut ausweichen. Vor uns liegt nun das sogenannte „Hells Gate“. Diese hunderte von Inseln waren bei den grossen Steamern sicherlich ein Hindernis. Mit dem Kanu ist es allerdings kein Problem. Immer links halten durch den Hauptkanal. Das Wasser ist nun wieder raffer geworden und immer wieder fliesst Wasser zwischen den rechten Inseln ab. Also fleissig paddeln und schauen, dass wir nicht abgetrieben werden. Nach fünf Kilometer ist dieses Tor wieder vorbei. Wir machen es uns nun wieder etwas gemütlicher und lassen uns treiben. Nach der nächsten Rechtskurve wird das Wasser wieder schneller und hat einige Felsen im Fluss. Unvermittelt müssen wir wieder aktiv paddeln und da gibt es noch diese „Torpedo Island“. Wahrscheinlich tönt der Name wieder schlimmer als es wirklich ist, doch etwas Vorsicht kann nicht schaden. Wir schiessen schliesslich daran vorbei. Am Ufer hat es Felsen im Wasser, in der Mitte sind wir am besten aufgehoben. Vor uns sehen wir schon den hohen Basaltwall. Da fliesst der Pelly River in den Yukon. Noch einige Inseln rechts umfahren und schon sehen wir von weiten unser heutiges Etappenziel. Im flachen Wasser paddeln wir wieder ans linke Ufer, wo wir unterhalb des Forts landen.
doch plötzlich im kalten Wasser landet. Und der Partner
kann einen ja nicht einfach retten, sondern sollte
möglichst schnell dasselbe Ufer mit dem Kanu ansteuern.
Da die häufigste Todesursache in dieser Gegend das
Erfrieren ist, versuchen wir uns so gut es geht darauf
vorzubereiten.
Der Teslin fliesst von Anfang an mit ansprechender
Geschwindigkeit, wir müssen nur so weit paddeln, dass
das Kanu in Fliessrichtung ausgerichtet ist. Mit der
teilweise starken Querströmung kann dies kurzfristig
allerdings die volle Kraft sein. Beim Boswell River
nimmt die Fliessgeschwindigkeit nochmals deutlich zu.
Sie ist jetzt sicherlich über 10 km/h, wahrscheinlich
das Doppelte. Im schnellen Wasser umfahren wir die
Hindernisse, ohne Flusskarte währe dies wesendlich
schwieriger in den engen Kurven. Die Landschaft rast an
uns vorbei und viel schneller als erwartet sind wir
inmitten der „Bull Rapids“. Der Name ist
allerdings angsteinflössender als die Stromschnelle
tatsächlich ist. Einige Wellen, die jedoch nie die
Bootswand überwinden. Vom Ufer aus liegen immer wieder
Bäume im Wasser, die äussersten 20 Meter sind somit
nicht befahrbar und ein Anlegemanöver ist immer mit
Risiken verbunden, nicht jeder Baum ist wirklich
sichtbar. So fahren wir weitere 30 km den Fluss abwärts,
immer wieder
Ausweichmanöver von Untiefen, Inseln, „log pile“ (das
sind riesige Holzhaufen, welche das Hochwasser an immer
denselben Stellen anhäuft) und dann schwimmen auch noch
ganze Bäume im Fluss. Kurz nach der O`Briens Bar wollen
wir auf einer Insel anlegen, da hier ein „good camp“
eingezeichnet ist. Sieht auch schön aus, das
Anlegemanöver gelingt perfekt, das Boot steht am Ufer.
Doch können wir uns nirgends festhalten, die kleinen
runden Steine geben keinen Halt. Das Boot fährt langsam
rückwärts und hinter uns liegt eine Fichte quer im
Wasser. So müssen wir wieder vom Ufer abstossen und
dieses Hindernis umfahren. Damit war aber auch dieses
Camp vorbei. 20 km später ist das nächste Camp
eingezeichnet, und so wollen wir da einen weiteren
Versuch wagen. Die Karte ist jedoch nicht so genau, dass
wir blind die genaue Position wissen. Die Strömung ist
nach wie vor stark und wegen den Bäumen im Wasser halten
wir einen gewissen Abstand vom Ufer. Als wir das Camp
sehen, drehen wir auch sofort bei, doch fehlen noch
einige Meter zum Ufer und gegen die Strömung können wir
nicht anpaddeln. So ist auch der zweite Versuch
misslungen. Das nächste Camp ist nur vier Kilometer
später eingezeichnet, so versuchen wir da zu landen.
Kurz vorher ist noch eine Untiefe eingezeichnet, die wir
so nah wie möglich umfahren wollen. Danach sehen wir das
Camp und drehen sofort bei. Alexandra kann sich auch an
einem Ast festhalten und aussteigen. Ich hingegen habe
eine Wand von etwa einem Meter. Kurz entschlossen nehme
ich den Klappspaten. Zwei Tritte grabe ich in die weiche
Wand und so kann ich das Camp betreten. Zum entladen des
Kanus ziehe ich nochmals die Schwimmweste an und reiche
die Gepäckstücke in die Höhe. Das Kanu wird am Schluss
auch an Land gezogen. Die Strömung ist einfach zu
stark. Das Camp sieht schön aus, in genügend Abstand
(das heisst mindestens 50 Meter von den Lebensmittel/
Kochstelle entfernt, damit ein möglicher Bär vom Duft
angelockt nur ins Camp kommt und nicht irrtümlich uns im
Zelt überrascht) das Zelt im Dichdicht aufgestellt. Die
starken Windböen lassen einem an Föhn erinnern. Wir
spannen die Plache auf, getrauen uns jedoch nicht, ein
Feuer zu entfachen. Der Wald ist einfach zu trocken und
einen Brand möchten wir nicht riskieren. Nach diesem
langen Paddeltag spüren wir unsere Arme.
„Hootalinqua“
Am Morgen tröpfelt es leicht. So drehen wir uns
nochmals. Gemütlich bereiten wir unseren Zmorge zu:
Kaffee, Speck mit Spiegeleier, Brot usw. Der Regen ist
stärker geworden, doch sind wir Trocken unter unserer
Plache. Nach dem dritten Kaffee und der zweiten
Zigarette paddelt ein Kanu an uns vorbei. Wir
beschliessen, auch aufzubrechen. Das Kanu tragen wir 30
Meter durch den Wald um an einer besseren Stelle
einsteigen zu können. Und tatsächlich, der Regen hört
auf, als wir das Kanu bepacken. Zuerst gilt es wieder,
einige Inseln, Untiefen usw. zu umschiffen. Die lockere
Uferböschung ist von tausenden von Uferschwalben
bewohnt. Wir machen die erste Pause bei „Mason Landing“.
Einige alte, eingestürzte Häuser, sonst nichts
besonderes. Die weitere Route hat wieder viele Kurven
mit teilweise mehr als 180°. Einige der Sandwände
erreichen fast 50 Meter. Im Wind hat man manchmal das
Gefühl, es sei Rauch, doch der Sand wird einfach
davongeweht. Eine zweite Pause schalten wir auf einer
Insel ein. Die Anlegestelle sieht ideal aus, doch beim
aussteigen versinkt Alexandra im Schlamm und fällt ins
Wasser. Zum Glück ist das Kanu dabei nicht gekentert,
doch auch so heisst es, möglichst schnell die nassen
Kleider durch trockene zu ersetzen. Die Pause wird
dadurch zum längeren Aufenthalt. Nach weiteren 11 km
erreichen wir den Yukon und paddeln ans
gegenüberliegende Ufer durch eine starke Strömung. Wir
erreichen den Coverment Campground „Hootalinqua“. Da hat
es ausser Feuerstellen viele Tische, ein grosses Dach
und Toiletten (keine WCs, sondern PCs (Plumsclos)). Zum
ersten Mal sind wir nicht allein und geniessen die
Abendsonne. Mit dem Zusammenfluss des Teslins mit dem
Yukon ist der Fluss doppelt so gross. Selbst an den
engsten Stellen ist er 150 Meter breit und die Strömung
bleibt bei mindestens 10 km/h. In der Mitte des Flusses
spürt man dies nicht so stark, es ist nur beim
betrachten der Bäume am Ufer festzustellen. Kurz nach
Hootalinqua legen wir wieder auf der Shipyard Insel an.
Hier wurde der Steamer „Evelyn“ hochgezogen, nachdem er
neben der Insel auf Grund gelaufen war. Er wurde als
Ersatzteillager benutzt, doch auch so sieht man noch
immer die gewaltigen Ausmasse dieser Flussschiffe.
Yukon Ho
Alles ist von dichtem Wald umgeben, nur das Steilufer
teilweise sandig. Ein Weisskopfadlerpärchen schwebt über
unsere Köpfe, anscheinend muss es genügend Fisch haben.
Wir kommen gut voran im Kanu ohne es wirklich zu merken.
Nach etwa 50 Kilometer ändert sich die Landschaft. Für
den Rest des Tages fahren wir durch abgebrannten Wald.
Es soll laut Karte 1995 gebrannt haben, doch von weitem
schaut es sehr frisch aus. Die schwarzen Stämme ragen in
den Himmel. Bei genauerem Betrachten merkt man, dass die
untersten zwei Meter von Birkenwäldern überwuchert sind.
Wir halten am Abend am „Old Gold Dredce“ an. Auch heute
sind wir nicht allein, alle Paddler von „Hootalinqua“
treffen nacheinander ein. So sitzen wir nach dem
Abendessen gemeinsam ums Lagerfeuer. Jim, ein älterer
Goldsucher aus Whitehorse kann auf viele von unseren
Fragen Auskunft geben. Er hat auch ein Gewehr dabei,
falls ein Bär ihm mal zu nahe kommt. Er meint zwar, er
hätte es noch nie gebraucht, doch wer weiss… . So
quatschen wir, bis Jim merkt, dass es bereits
Mitternacht ist. „Good night“ und ab geht’s ins Zelt,
obwohl, von Nacht kann eigentlich keine Rede sein. Den
ganzen nächsten Tag paddeln wir an verbranntem Wald
vorbei. Nur bei der verlassenen Indianersiedlung „Little
Salmon Vilage“ stehen die alten Bäume noch. Wir haben
schwarze Wolken in unserem Rücken, manchmal hören wir
ein Donnergrollen. Die hohen, kahlen Hügel begünstigen
die Gewitterbildung. Der Gegenwind ist teilweise sehr
stark, so fahren wir oft in Ufernähe. Am Abend halten
wir in „Lakeview“. Da hat es einige eingefallene Hütten
und eine ebene grasbewachsene Fläche, wo wir das Zelt
aufschlagen können. Das Camp schlagen wir gleich am
Fluss auf und spannen die Plache auf. Kurz nachdem wir
alles eingerichtet haben, beginnt es etwa eine Stunde
kräftig zu regnen. Wir sitzen trockenen am Feuer und
essen Chilli con Carne.
Am Morgen schon zeigt sich die Sonne, doch schon kurz
nach unserem Start sind vor uns dicke Gewitterwolken am
Himmel. Wir paddeln gemütlich vor uns hin, die Gewitter
sollen möglichst weit vor uns niedergehen. Einige Inseln
sind zu umfahren und an verschiedenen „Historic Places“
kommen wir vorbei. Doch was soll das, in einem Land, wo
die Geschichte nur etwas älter als hundert Jahre ist.
Der Yukon hat immer noch Hochwasser: Sandstrände sind
nicht auszumachen, dafür gleiten wir über Wiesen. Das
hat den Vorteil, dass die Strömung einem die
Vorwärtsgeschwindigkeit abnimmt und man mehr um die
korrekte Ausrichtung unserer Safe Landing bemüht ist. So
paddeln wir den ganzen Tag dem Campbell Highway entlang,
viel Verkehr hat es auf dieser Strasse nicht.
Unaufhaltsam kommen wir der einzig bewohnten
Siedlung Carmarcks und dem Gewitter entgegen. Das
Gewitter bleibt irgendwo stehen, es entlädt sich hinter
dem nächsten Berg und so können wir locker den „Coal
Mine Campground“ von Carmarcks anlaufen. Gregg sitzt auf
einer Bank und begrüsst uns schon von weitem. Er hilft
uns beim aussteigen und ist sichtlich erfreut über
unsere Ankunft. Auch Steffen und Andrea haben ihre Zelte
bereits aufgeschlagen. So stellen wir unser Zelt in ihre
Nähe, duschen, waschen und gehen ein Bier trinken. Im
Tankstellenshop können wir noch einen Salat und neue
Büchsenmilch erstehen und selbst ein Internetanschluss
gibt es. Terroranschlag in London, verschärfte
Sicherheitskontrollen in Flughäfen. Viel Vergnügen bei
der Heimreise. Nach dem Nachtessen sitzen wir noch mit
Gregg, Steffen und Andrea zusammen und diskutieren über
unsere weiteren Pläne. Gregg fragt mich, ob wir morgen
weitergehen, wobei ich sage, natürlich, ausser es würde
regnen. Und die Five Finger Rapids? Will ich gar nicht
besichtigen, zu grosser Aufwand. Wir fahren durch und
schauen es uns im Nachhinein an.
Nach einem kräftigen Frühstück
mit weichem Ei, Brot mit Erdnussbutter, „Salami“, „Käse“ (den
wir zusammen mit rohen Zwiebeln essen, da er ziemlich
fabrikartig schmeckt und es ein Wunder ist, dass man aus Milch
so ein Kunstprodukt herstellen kann), Honig und Confiture
brechen wir unser Lager ab und verstauen wider alles im Kanu.
Wir taufen unser Boot auf den Namen „Safe Landing“ und begiessen
es noch mit etwas Whisky. Der Name Safe Landing kommt von einem
fijianischen Ressort, in dem wir vor zwei Jahren einige der
schönsten Ferientage verbringen durften. Wir stossen unser Kanu
vom Ufer ab und weiter geht’s den Fluss hinunter. Die Strömung
ist immer noch träge. Wir fahren an dem ersten grossen Sandwall
vorbei. Etwa 50 Meter hoch ist die gesamte Uferböschung nur aus
Sand und losem Gestein. Eigentlich logisch, dass man hier einen
Sicherheitsabstand vom Ufer von mindestens 10 Meter einhält. Man
weiss ja nie, wann etwas herunterkommt. Die Sonne scheint
erbarmungslos. Man sieht schon alles doppelt: der spiegelglatte
Fluss lässt einem an Halluzinationen denken. Langsam kommen wir
voran, die noch schneebedeckten Gipfel können wir heute noch
nicht hinter uns lassen. Gegenüber von „Hundert Mile Landing“
hat es einen sehr schönen Platz mit Feuerstelle und einigen
Holzrugel als Sitzgelegenheit. Da wir noch nicht in Übung sind
und wir keinen Muskelkater einfangen wollen, beschliessen wir
hier zu übernachten. Wir suchen den Platz nach Bärenspuren ab,
finden jedoch nur Elchabdrücke.
Langsam nimmt der Teslin Fahrt auf. Wir müssen nicht mehr alles
selber paddeln. Ich finde heraus, wie ich das Kanu alleine
einseitig geradeaus steuern kann. Heute bilden sich schnell
Quellwolken, schon um Mittag hat es die schönsten
Wolkenstrassen. Bei einem bewachsenen Sandufer machen wir Pause
und ein Gewitter entlädt sich. Wir warten ein wenig ab,
beobachten die Situation. Nach einer Stunde Pause scheint sich
alles beruhigt zu haben, geregnet hat es nicht. Wir paddeln
weiter, doch nach fünf Minuten blitzt es direkt über uns und ein
ohrenbetäubender Donner kommt gleich nach. Das Wetter ist nicht
mit Europa vergleichbar, wir sind diesbezüglich blutige
Anfänger. So schnell wie möglich halten wir einem bewachsenen
Sandufer an. Es donnert nun die nächsten zwei Stunden, nur
wenigen Tropfen erreichen uns. Nachdem wir uns sicher sind, dass
nun definitiv kein Gewitter mehr kommt (wer kann da schon
sicher sein) paddeln wir weiter. Es ist schon spät, auch wenn es
nie dunkel wird. Nach kurzer Strecke machen wir gegenüber dem
Swift River halt und schlagen da unser Camp auf. Auf der Karte
ist kurz danach „Fast Water“ angegeben, und wir wollen diesen
Flussabschnitt frisch gestärkt (und ohne Gewitterangst) angehen.
Beim Abendessen beobachten wir, wie eine Elchkuh mit ihrem
Jungen sich den Fluss hinuntertreiben lassen. Diese Tiere können
nicht nur schwimmen, es macht ihnen anscheinend auch Spass in
diesem kalten Wasser.
Die Stromschnellen des Teslin Rivers
Nach
einer weiteren hellen Nacht brechen wir unser Lager ab und
lassen uns weiter auf dem Teslin treiben. Das „Fast Water“ ist
jedoch nicht so stark wie befürchtet. Auch die in der Karte
eingezeichneten Sandbänke sind nicht vorhanden. Wahrscheinlich
hat es einfach zu viel Wasser. Nach etwa 10 Kilometer beginnen
endgültig die Flussbiegungen. Nun müssen wir den Sandbänken
ausweichen, manchmal liegt jedoch einfach ein Baum im Wasser. Da
wir jedoch nicht wissen, was da alles noch im Wasser liegt und
unser Safe Landing zum kentern bringen könnte, versuchen wir mit
mindestens 20 Meter Abstand daran vorbeizupaddeln. Nach etwa 20
Kilometer wollen wir bei einer breiten Flussstelle an einem
Sandufer eine Pause einlegen. Zumindest von weitem sieht die
Stelle viel versprechend aus und die Karte hat ein „good sandy
camp“ eingezeichnet. Am Ende einer vorgelagerten Insel steht
eine Elchkuh mit ihrem Jungen am Ufer, an die wir bis etwa 30
Meter herankommen. Danach wird das Paddeln schwieriger: wir
stossen mit den Paddel auf Grund, und der kommt immer
näher bei einer Strömung, gegen die wir nicht ankommen. Also
abdrehen, mit dem Fluss in tiefere Gefilde. Der Tesslin ist
breit geworden: Etwa ein Kilometer von einem Ufer zum anderen,
dazwischen Inseln die nicht alle auf der Karte eingezeichnet
sind. Wir beschliessen, in der Mitte weiterzupaddeln. Rechts von
uns taucht eine Sandbank auf, also weiter Links daran vorbei.
Doch das Wasser treibt nach rechts. Plötzlich entdecken wir
direkt vor uns noch eine zweite Sandbank, auch können wir klar
den Grund sehen. So entschliessen wir uns, mit der Strömung ans
rechte Ufer zu paddeln. Mit rasender Geschwindigkeit gleiten wir
durchs 20 cm tiefe Wasser, zum Glück wird’s nicht mehr flacher.
Der Fluss verengt sich wieder und wird tiefer. Beruhigt können
wir bis zu einer „Old Cabin“ weiterpaddeln. Dort machen wir
Rast. Wir können noch nicht wissen, dass dies die einzig
verlassene Hütte ist bis nach Dawson, bei der das Dach noch
nicht eingestürzt ist. Wir fahren weiter bis kurz vor den
„Boswell River“. Die Strömung nimmt wieder zu und vor dem „fast
Water“ wollen wir unser Camp aufschlagen. Zum ersten Mal
campieren wir an einem Sandstrand. Der Wald ist licht, da
Meister Biber hier sehr fleissig war. Über dem Feuer brutzeln
wir Würste, dazu gibt es Risotto und Salat. Zum ersten Mal
fahren drei Kanus an uns vorbei. Wir sind also nicht ganz allein
in dieser Wildnis. Nach einem Glas Wein entschlummern wir sanft
in unserem Zelt…
Als
wir aufstehen, steht die Sonne schon hoch am Himmel. Wieder ein
schöner Tag. Nach einem kräftigen Frühstück studieren wir die
Flusskarte nochmals genau. Nach etwa 5 km soll das „fast Water
and Riffles“ beginnen, dazu einige Untiefen und danach die
„Roaring Bull Rapides“. Das Gepäck wird besonders gut
angebunden. Am Körper haben wir neben der Schwimmweste eine
Pfeife, ein Sackmesser und wasserfeste Streichhölzer. Man weiss
ja nie, ob man nicht
Tagelang alleine in der Wildnis. Für viele ein Traum. Doch keine unmögliche Sache. Es braucht nicht mal grosse Kanukenntnisse, ein Wochenendtrip in der Schweiz genügt bereits als Vorbereitung. Auch die Buchung übers Internet ist problemlos, um die ehemalige Goldgräbertour von Whitehorse nach Dawson in 16 Tagen zurückzulegen. Da wir zu faul waren, 2 Tage durch einen See zu paddeln, wählten wir die alternative Strecke durch den Teslin River.
Der Fluss erscheint so spiegelglatt wie ein See
Am Ufer des Teslin Rivers bei Johnsons Crossing laden wir unser Gepäck ins Kanu. Es ist ziemlich viel mit all dem Essen für drei Wochen, den warmen und trockenen Kleidern und unserer restlichen Ausrüstung lässt es sich gut verstauen. Der Wasserstand soll hier einen Meter über dem Normalpegel liegen erklärt uns Elisabeth. Wir sehen den Fluss zum ersten Mal und können das nicht beurteilen. So stossen wir vom Ufer ab und paddeln los. Die Strömung ist noch fast nicht ersichtlich, also ist zuerst Muskelkraft erforderlich. Der Fluss hat hier schon das Ausmass des Rheins unterhalb des Bodensees. Schnell sind die letzten „Cabins“ hinter uns. Da wir den vorherigen Tag im Flugzeug verbrachten, hat sich doch eine gewisse Müdigkeit eingeschlichen, so dass wir am erstbesten Platz unser erstes Camp aufschlagen wollen. Das ist gar nicht so einfach wegen der dichten Vegetation. Die Bäume stehen nahe beieinander so dass auch das aufschlagen von einem kleinen Zelt nicht einfach ist. Wir finden einen kleinen Platz vor Henry Island, auf dem wir ein Lager aufbauen können mit dem Zelt in genügend. Schnell brennt auch das Lagerfeuer und die Steaks werden gegrillt. Noch ein Schluck Wein, und schon bald sind wir im Reich der Träume.