Tag 2 – 12. Juni 2016
Nach einem gemütlichen Abend und einer ruhigen Nacht haben wir ungefähr um 11:00 Uhr abgelegt und unsere Tour fortgesetzt. Heute stand der Besuch des einzigen Restaurants der Tour an sowie unser erstes Hindernis bei dem wir nicht wussten, was auf uns zukommt, der Damm zur Ableitung des Canale Naviglio. Der Ticino schlängelte sich mit einer ziemlich hohen Geschwindigkeit zwischen den Kiesbänken durch, viele Bäume lagen im Wasser aber sonst war die Fahrt eher ereignislos.
Das Restaurant mit dem malerischen Namen “Il Chiosco Ticino Sas Di Trotter Maria Antonietta & C” ist mehr eine Art Imbiss Bude mit Biergarten und liegt 20m vom Ufer beim Stichdamm nach der Ponte di Oleggio.
Wir hatten da auch die andere Gruppe von gestern wiedergetroffen und nachdem wir sie gefragt hatten, was sie uns empfehlen, haben sie uns von den kleinen fritierten Fischen vorgeschwärmt, die mussten wir natürlich auch probieren… Wir wissen nicht ob sie uns veräppeln wollten oder ob Kayak Fahrer grundsätzlich andere Menschen sind als der gemeine Canadier, aber das war eine sehr unangenehme kulinarische Erfahrung die wir keinem empfehlen würden, der nicht eine Bucketlist abzuarbeiten hat.
Zum Glück gab es in der Schüssel “Fritta Mista” auch noch fritierte Crevetten und ich hab mir dann noch eine Art Burger im Ciabatta geholt – dieser wiederum war aussen schon halb verkohlt und innen recht rot, ich wollte gar nicht so recht wissen, wieso. So war der Besuch im Restaurant eine nette Abwechslung aber nicht wirklich lohnend, mal abgesehen von funktionierenden Toilettenanlagen 😀
Etwa 7km weiter unten kam dann der Damm von welchem wir im ersten Moment annahmen, dass wir bei dem Wasserstand einfach drüber fahren können. Je näher wir aber dem Damm kamen umso deutlicher sahen wir das Getöse. Mit etwas Überzeugung haben wir es geschafft, vorher noch rechts in den Kanal einzubiegen und dann links anzulanden um uns das Ganze anzusehen.
Zum Glück, denn der gesamte Damm war praktisch eine mit Steinen verblockte Walze, wir haben einzig von oben Flussabwärts gesehen ca 5m vom rechten Ufer eine 5-7m breite Durchfahrt ausmachen können. Mit noch mehr Überzeugung als vorher sind wir dann mit einer Seilfähre im Kanal gegen den Strom – der erstaunlich viel Zug hatte – ans Festland Ufer gepaddelt und haben das Boot ca. 100m Flussauffährts getreidelt.
Wie es sich gehört, haben wir gegen den Strom abgelegt und haben es geschafft den Bogen so zu fahren, dass wir ziemlich genau auf die anvisierte Stelle ausgerichtet mit dem Manöver fertig waren. Der eigentliche Ritt über den Damm war dann eine kurze problemlose Sache, einfach gerade halten und 3-4 Sekunden später war der Spuk vorbei.
Der ganze Ablauf mit seilfähren, anlanden, anschauen, seilfähren, treideln und durchfahren war eher aufwändig für ein einzelnes Hindernis und der Spielraum für die Durchfahrt war recht klein, weshalb wir doch etwas angespannt waren und vor lauter Aufregung weder Bilder noch Video gemacht hatten. Erst gute 100m nach dem Damm kam es uns in den Sinn, noch ein Foto zu machen.
Es spricht aber für uns wie ich finde, dass wir trotz GoPro und Handy noch immer der Natur den Vorzug geben wenn es darauf ankommt 😀
Wir haben auf den folgenden 8-10km einige Kiesbänke und Inseln angefahren bis wir schliesslich unser nächstes Domizil für die Nacht gefunden haben
, bei dem Wassertand eine Insel die auf beiden Seiten umspült war.
Zu Essen gab es diesmal etwas ganz Feines, ich durfte mich an einer Pasta Bolognese versuchen mit dem getrockneten Hack was wir mitgenommen haben. Das hat uns umgehauen und war extrem lecker, wir sind beide Fan von getrocknetem Hack geworden. Ich habe mich dann etwas geärgert, dass ich nur ein halbes Kg Hack und 1.5Kg Jerky mitgenommen habe, was ich langsam schon nicht mehr sehen konnte.
Leider ist mir ein Maleur passiert und ich wollte den immer noch heissen Topf etwas zur Seite schieben, wobei ich mir die Kuppe des Mittelfingers schmerzhaft verbrannt hatte. Den Rest des Abends musste ich dann meine rechte Hand in einem Topf voll Wasser halten, erst nach etwas Whisky (wie es sich für Cowboys gehört) und zwei Ibuprofen liess der Schmerz ein paar Stunden später nach. Zum Glück hat es am nächsten Tag keine grosse Blase gegeben und ich war nicht beeinträchtigt beim Paddeln.
So schön die Insel auch war, haben wir hier das erste Mal den oft beschriebenen Fluglärm gespürt und verstehen nun, wieso dieser auch als Lärmbelastung bezeichnet wird. Denn die Insel war direkt in der Anflugschneise zum Flughafen Malpensa und so machte es im 1-3 Minuten Takt “Schuuuuuummmm” recht nah über unseren Köpfen. Interessanterweise war gefühlt jede 3te Maschine von Easy Jet und wir haben auch einige grosse tolle Vögel gesehen, aber nach der Nacht in der Flugschneise ist für uns definitiv klar, dass wir nie Plane-Spotting als Hobby wählen würden 😀